Als Führungskraft die “ANZIEHUNGSKRAFT” erhöhen!

Dienstag, 29.03.2016
Steffen Jung

Interview mit Personalentwicklerin Regina Bergdolt

Frau Bergdolt, wir freuen uns auf Ihren Vortrag zum Thema „die sieben praktischen Führungstipps für die erfolgreiche Talentsuche“, den Sie am 11.April in Heilbronn halten. Wer sollte denn aus Ihrer Sicht diesen Vortrag besuchen?

Entscheider, die sicher sein wollen, dass sie für ihr Unternehmen das Richtige tun. Vielleicht treibt sie eine „konstruktive Unzufriedenheit“ um, weil sie nicht die Talente finden und binden können, die sie weiterbringen. Oder sie sind einfach neugierig darauf, wie „Good Practice“ aussieht, wie das eigene Unternehmen am Arbeitsmarkt überzeugen kann. Durch Arbeitgeberbewertungsbörsen wie kununu.com ist das „Innenleben“ eines Unternehmens deutlich transparenter geworden.

Die Erwerbsbevölkerung in Deutschland und anderen Ländern der Welt wird in den nächsten Jahren schrumpfen und altern. Welche Anforderungen an die Unternehmensführung und das mittlere Management adressieren Sie hier beim Treffen der Talentmanager in Heilbronn?

Wir haben belastbare Erfahrungswerte und fundierte Erkenntnisse dazu, was wirkt. Des Pudels Kern: Finden und Binden von Talenten, egal welchen Alters, ist inzwischen eine vertriebliche Aufgabe. Und Vertrieb funktioniert dann, wenn Sie sich mit Ihrem Angebot vom Markt abheben, den Kunden neugierig machen, ihm einen sachlichen und emotionalen Nutzen bieten.

Im Bereich der Führung und Arbeitgeberattraktivität ist oft nicht so klar, was eigentlich zu mehr „guten Leuten“ führt. Dennoch ist es nicht nötig, als Unternehmen viel Geld auszugeben für bunte „Personalmarketingaktionen“, die unterm Strich nichts bringen.

Ein Versprechen, das Sie im Anwerbungsprozess geben, müssen Sie auch halten. Es ist sinnvoll, das für Bewerber Wesentliche zu versprechen und darin verlässlich zu sein.

Die Konkurrenz um Talente ist auch in der Region Heilbronn-Franken und im Umland groß. Wie kann ein Entscheider „vertrieblich“ handeln, um die Anziehungskraft für das eigene Team und die Region zu erhöhen?

Die Homepage des Unternehmens ist nach Umfragen noch immer der Anlaufpunkt Nummer eins für Interessenten. Daher sollte es dort deutlich mehr geben als einen Unterpunkt „Karriereseite“ mit ein paar Stellenangeboten und den üblichen Floskeln: Weiterbildung, nettes Team, marktübliche Vergütung…

Wir wissen aus repräsentativen Befragungen, was Fachkräfte heute mehr denn je suchen: spannende Aufgaben, eine konstruktive Arbeitsatmosphäre, zeitgemäße Führungsinstrumente und echten Dialog im Rahmen einer stärkenorientierten Personalentwicklung; gerade Fachkarrieren sind ein gutes Instrument, das die wenigsten Unternehmen nutzen. Es ist der Job der Führungskräfte, diese Angebote aufzubauen.

Um eine Wirtschaftsregion als attraktiven Raum zu präsentieren, ist die Zusammenarbeit von Stadt, Wirtschaftsförderung und regionalen Playern wichtig.

Welche Möglichkeiten haben mittlere Führungskräfte, als Gestalter statt als „Lehmschicht“ in diesem Mitarbeiter-Management-Prozesse aktiv zu sein?

Welche Tipps geben Sie hier in Ihrem neuen Buch?

Es heißt ja nicht umsonst: „People join companies, but they leave managers“. Mittlere Manager bestimmen jeden Tag die gelebte Realität im Unternehmen; ihr Einfluss auf die Arbeitgeberattraktivität ist groß.

Ein guter mittlerer Manager steht hinter seinen Leuten und lässt Erfolge bei seinen Mitarbeitern. Als Führungskraft ist der mittlere Manager zudem der wichtigste Personalentwickler des Mitarbeiters; gerade die „Generation Y“ fordert Coachingkompetenz ein. In meinem Buch zeige ich verschiedene Kernkompetenzen auf, die (obere wie) mittlere Manager weiterbringen: von der professionellen Empathie über die Entscheidungsbereitschaft bis zum klugen Umgang mit Mitarbeitern verschiedener Generationen.

Übrigens: sattelfeste mittlere Manager sind auch gesucht. Es lohnt sich für Unternehmen, die Arbeitsbedingungen für mittlere Manager attraktiv zu gestalten; kaum jemand möchte im Leim organisationaler Zähigkeit kleben bleiben. Im neuen Buch wird es ein „Self-Assessment“ geben; damit können mittlere Manager prüfen, wie konstruktiv oder hinderlich die Rahmenbedingungen im Unternehmen für sie sind.

Falls Sie das neugierig gemacht hat: das Buch „Erfolgreich führen in der Sandwichposition – der ungewöhnliche Kompass für das mittlere Management“ erscheint Mitte Mai 2016.

Die Fragen stellte Frank Dörrstein. Regina Bergdolt hat die Fragen schriftlich beantwortet.

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